Klärschlamm – die inneren Werte zählen!

Klärschlamm hat es in sich. In diesem sogenannten „Abfallprodukt“ der Abwasserreinigung finden sich nicht nur Schadstoffe wie Schwermetalle, Arzneimittelrückstände und Chemikalien – sondern auch wichtige und wertvolle Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Spurenelemente.

Klärschlamm ist eine kostbare Ressource. Aufgrund seines hohen Gehalts an Phosphor und Spurenelementen wie Kupfer und Zink wird er als ein beliebtes organisches Düngemittel direkt auf den Feldern in der Landwirtschaft eingesetzt. Neben der Pflanzenernährung führt seine Nutzung zu einer Verringerung von Mineraldünger, dessen Herstellung sehr viel Energie verbraucht.

Und die Nachteile?
Allerdings hat diese Praxis nicht nur Vorteile. Denn der Schlamm enthält leider eine Menge an umwelt- und gesundheitsgefährdenden Schadstoffen wie die toxischen Schwermetalle Blei, Quecksilber und Cadmium, Arzneimittelrückstände und Mikroplastik. Daher wurde seine Nutzung in Deutschland im Laufe der letzten Jahre mehr und mehr reduziert und in Zukunft soll ganz auf den direkten Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft verzichtet werden. Warum? Das Problem der direkten Verwendung von Klärschlamm auf den Feldern ist, dass sich Schadstoffe nach der Düngung im Boden anreichern, ins Grundwasser gelangen und über die Pflanzen auch unsere Nahrung belasten können. Die daraus resultierende Gefährdung für die Umwelt und unsere Gesundheit ist bisher seitens der Forschung noch nicht abschließend geklärt. Um mögliche negative Folgen zu verhindern, ist der Einsatz von Klärschlamm im ökologischen Landbau, auf Dauergrünland, im Forst sowie im Obst- und Gemüsebau bereits verboten. Doch die im Schlamm enthaltenen Nährstoffe wollen und sollten wir trotzdem nutzen – allen voran Phosphor.

Moodbild-Phosphor-Anbau
Warum brauchen wir Phosphor?

Seit einigen Jahren wird deshalb an neuen Rückgewinnungstechniken für den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor gearbeitet. Warum ist das so wichtig? Weil die natürlichen Phosphorvorkommen der Erde begrenzt sind. Expertinnen und Experten schätzen, dass die Phosphor-Erzquellen, in welchen der Phosphor aktuell für die Herstellung von mineralischen Düngern abgebaut wird, in etwa 300 Jahren aufgebraucht sein werden. Phosphor ist aber ein notwendiger Nährstoff für Pflanzen und lässt sich als Dünger nicht ersetzen. Die Natur recycelt Phosphor tagtäglich. Phosphatgestein verwittert, der Boden nimmt den Phosphor auf und gibt ihn an Pflanzen ab, die wiederrum verrotten und so den Phosphor wieder an den Boden abgeben – ein perfekter natürlicher Kreislauf. Leider auch ein sehr, sehr langsamer… Dieser Prozess dauert meist Millionen von Jahren.

Für uns Menschen ist das zu langsam, denn wir benötigen jeden Tag Phosphor. Daher wird er in Ländern, die Phosphor-Erzquellen haben, wie beispielsweise Russland und Israel, abgebaut und nach Deutschland transportiert. Der Abbau des Phosphors in den Herkunftsländern ist nicht nur klimaschädlich und die daraus produzierten mineralischen Dünger häufig mit Schwermetallen verschmutzt, sondern er macht uns auch abhängig von anderen – häufig politisch instabilen – Nationen.

Nachhaltigkeit für Umwelt und Klima

Daher hat die Bundesregierung beschlossen, die Phosphor-Rückgewinnung aus Abwasser in einigen Jahren für alle Kläranlagen in Deutschland gesetzlich vorzuschreiben und so Klärschlämme mit einem Phosphor-Gehalt von zwei Prozent für die Phosphorrückgewinnung zu nutzen. Mit dieser Methode könnten wir jährlich theoretisch rund 50.000 Tonnen Phosphor aus Klärschlamm gewinnen. Das wären ca. 40 Prozent der benötigten Menge für die Landwirtschaft. So würden nicht nur Kosten gespart, sondern es wäre auch gut für unsere Umwelt.

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