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Auf Spurensuche im Abwasser

Was uns das Abwasser verrät…

Unser Abwasser hat es in sich: So finden sich Spuren von Hormonen, Antibiotika und anderen Arzneimitteln – neben Drogenresten und Corona-Viren. Das macht deutlich: Gut funktionierende Kläranlagen, die diese Stoffe rausfiltern, sind immens wichtig, um die Gesundheit von Menschen, Tieren und die Umwelt zu schützen.

In Deutschland gibt es hervorragende Kläranlagen, die auf dem neusten Stand der Technik sind. Trotzdem ist es auch hier bisher unmöglich, sämtliche Rückstände von Medikamenten, Hormonen und anderen Stoffen aus dem Abwasser zu filtern. Minimalste Rückstände bleiben im Wasser und kommen zurück in den Wasserkreislauf. Vor allem die Reinigung des Wassers von unerwünschten und potenziell schädlichen Medikamentenresten kostet zudem Milliarden. So hat beispielsweise eine vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Auftrag gegebene Studie ergeben: Allein die Rückstände des Schmerzmittelwirkstoffs Diclofenac verursachen über einen Zeitraum von 30 Jahren Reinigungskosten von über 1,5 Milliarden Euro. Der Wirkstoff ist in 129 Präparaten enthalten und macht 22,4 Prozent der schädlichen Stoffe in unserem Abwasser aus. Neben Diclofenac finden sich dort zudem Antibiotika, Blutdrucksenker, Antidepressiva und viele weitere Arzneien. Selbst Koffein- oder Nikotin-Rückstände lassen sich nachweisen.

Abwasseranalysen verraten Drogenkonsum

Mit den legalen Drogen nicht genug – auch illegale Drogen wie Kokain und MDMA gibt es im Abwasser. Das europäische Forschernetzwerk SCORE (Sewage analysis CORe group – Europe), führt regelmäßig Abwasseranalysen in 80 europäischen Städten durch, um den Drogenkonsum der Bewohner zu ermitteln. Das Prinzip ist simpel: Jeder Mensch muss auf die Toilette. Wer Drogen konsumiert, scheidet die Rückstände wieder aus. Das Netzwerk wurde 2010 von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) gegründet, mit dem Ziel, die Ansätze der Abwasseranalyse zu standardisieren. Im Jahr 2021 gab es einen Anstieg bei vier von fünf untersuchten Drogen. Nur MDMA/Ecstasy war in den meisten Städten rückläufig. Der Grund hierfür ist vermutlich die Corona-Pandemie und die zeitweilige Schließung von Clubs und Bars, denn Ecstasy gilt als Partydroge.

Übrigens: In Deutschland ist Hamburg die Stadt mit dem höchsten Kokainkonsum, gefolgt von Frankfurt und Berlin.

Pilotprojekt: Pandemie-Erregern auf der Spur

Doch nicht nur Drogen lassen sich im Abwasser nachweisen. Deutschlandweit ist Anfang des Jahres ein Pilotprojekt angelaufen: Dabei wird das Abwasser auf das Coronavirus überprüft. Das Gemeinschaftsprojekt der Bundesministerien für Umwelt, Gesundheit und Forschung hat das Ziel, die Verbreitung des Virus in den Regionen sichtbar zu machen. An 20 Standorten wird seitdem das Abwasser auf Covid-Erreger untersucht. Die Messstandorte befinden sich in mehreren Landeshauptstädten, darunter auch in Stuttgart. Das Projekt wird mit 3,7 Millionen Euro von der EU-Kommission gefördert. Es soll Anfang des Jahres 2023 enden. Man erhofft sich, so eine Möglichkeit der Früherkennung und Überwachung von Pandemie-Erregern zu entwickeln. Abwasser-Monitoring gibt es bislang flächendeckend unter anderem in den Niederlanden und Australien.

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